Source:
Briefe der Zarin Alexandra von Russland an ihre Jugendfreundin Toni Becker-Bracht (2009), edited by Lotte Hoffmann-Kuhnt
The letter:
Den 20ten Sept. 1892
Meine liebe Toni,
Ich muss Dir einige Zeilen von hier schicken, um zu sagen, dass wir gestern gut ankamen. Zuerst war die See prachtvoll, — die aufgehende Sonne, Neumond & zwei Sterne wie wir an Bord gingen, ganz idyllisch. —
Je mehr wir uns Dover [näherten] je unangenehmer wurde es, wir fuhren gegen Wind und Fluth, — mir wurde es schlecht, & den ganzen Tag fühlte ich mich schwindlich. — Wir sind in den Strassen herumgelaufen (& ich habe Schneider u. s. w. gesehen, nicht gerade amüsant). — Es ist eine Tantalusqual immer an den prachtvollen Läden vorbeizugehen, & nicht gleich zu kaufen. Wir sind doch eine Nacht hier geblieben, Grossmama fand es besser; — heute um 7 herum geht's wieder los. — Bete für mich, Kind, ich fühlte mich so furchtbar traurig. — Der Abschied von Darmstadt war mir gresslich, Ernie muss es aber nicht bemerken, für ihn muss ich heiter sein, aber mein Herz blutet. Ich habe eben an zu viel trauriges zu denken. —
Wie glücklich waren Papa & ich voriges Jahr hier. —
Oh Liebling, denke an Deine Dir sehr treue Alte die Dich innig küsst, & schreibe mir bald. — Wetter schön, in der Nacht war Regen. —
Ein Schwalbacher Gesicht hat Ernie gestern in der Strasse gesehen, sein Freund, der so schön singt, haben wir auch gesehen, er geht ein Stückchen mit uns heute Abend. Bless you.
English translation (my own; original English in italics):
20th Sept. 1892
My dear Toni,
I must send you a few lines from here to say that we arrived safely yesterday. At first the sea was magnificent — the rising sun, new moon & two stars as we went on board, very idyllic. —
The closer we got to Dover, the more unpleasant it became, we drove against wind and high tide, — I felt sick, & all day I felt dizzy. — We ran around in the streets (& I saw tailors etc., not exactly amusing). — It is a torture to walk past the splendid shops & not to buy straight away. We stayed here one night, Grandmama thought it was better; — today at 7 o'clock it starts again. — Pray for me, Child, I felt so terribly sad. — It was horrible for me saying goodbye to Darmstadt, but Ernie was not to notice, for him I must be cheerful, but my heart bleeds. I simply have too many sad things to think about. —
How happy Papa & I were here last year. —
Oh Darling, think of your very faithful Alte, who gives you a big kiss, & write to me soon. — The weather was fine, there was rain that night. —
Ernie saw a Schwalbacher face yesterday in the street, we also saw his friend, who sings so beautifully, he is going a little way with us tonight. Bless you.
Above: Alix.
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