Source:
Briefe der Zarin Alexandra von Russland an ihre Jugendfreundin Toni Becker-Bracht (2009), edited by Lotte Hoffmann-Kuhnt
The letter:
Den 28ten April 1893.
Meine liebe Toni,
Ich komme nun endlich dazu, Dir einige Zeilen zu schicken, denn mein Brief war neulich nicht sehr lang. — Unser Aufenthalt in Florenz war idealisch, & das Wetter immer so günstig — wir haben sehr viel gesehen, aber man kommt nie damit zu Ende. Des Schönen giebt es fast zu viel. — Und nun erst hier, wo wir gestern Nachmittag ankamen, es ist ein Traum, so ganz anders wie irgend etwas das man je gesehen. Man kann es sich eigentlich gar nicht vorstellen, bis man es sieht. Wir fuhren gestern Abend im Mondschein auf dem Canal Grande, & Nachmittag in den kleinen kleinen Gässchen & hörten dem Singen zu. Es macht einen zu eigenartigen Eindruck. — Heute Früh waren wir im San Marco & im Dogen Palast — zu schön, es nützt nichts, ich kann es Dir nicht beschreiben. —
Ich sehne mich aber nach Papa, wie hätte ihn alles gefreut — so ohne ihn macht einem zu traurig. —
Ich bin gestern nicht dazu gekommen fertig zu schreiben. Unterdessen sind Tante Louise, die Erbach's & Sandro angekommen von Florenz. Wie viel ist doch passiert seitdem ich den Letzteren gesehen, aber er ist noch genau derselbe geblieben. — Heute ist es wieder trüb & kalt, zu schade, denn in Venedig muss es schön sein. —
Ich hätte noch so viel zu erzählen, aber die Zeit fehlt mir. —
Ich denke viel an Dich, & schliesse Dich in Gedanken an mein Herz.
Deine sehr treue Alix
God bless you, dear Child! —
Venedig lässt Dich grüssen. —
English translation (my own; original English in italics):
28th April 1893.
My dear Toni,
I am finally getting around to sending you a few lines, because my letter was not very long the other day. — Our stay in Florence was ideal, & the weather always so favourable — we saw a lot, but it never comes to an end. It is almost too beautiful. — And now only here, where we arrived yesterday afternoon, it is a dream, so completely different from anything one has ever seen. One cannot truly imagine it until one has seen it. Last night we drove in the moonlight on the Grand Canal, & afternoon in the little alleys & listened to the singing. It makes too strange an impression. — This morning we were at San Marco & the Doge's Palace — too beautiful, it is no use, I cannot describe it to you. —
But I long for Papa, how happy everything would have made him — so without him makes one too sad. —
I did not get around to writing yesterday. Meanwhile, Aunt Louise, the Erbachs & Sandro have arrived from Florence. How much has happened since I saw the latter, but he is still exactly the same. — Today it is cloudy & cold again, too bad, because Venice must be beautiful. —
I still have so much to tell, but I don't have the time. —
I think about you a great deal & close my thoughts to my heart.
Your very faithful Alix
God bless you, dear Child! —
Venice sends its regards. —
Above: Alix.
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