Source:
Briefe der Zarin Alexandra von Russland an ihre Jugendfreundin Toni Becker-Bracht (2009), edited by Lotte Hoffmann-Kuhnt
The letter:
St. Petersburg
Den 8 April/27 März 1896
Geliebte Toni,
Soeben erhielt ich Deinen lieben Brief, und er verursachte mir die grösste Freude endlich wieder einmal wieder von Dir zu hören. Endlich habe ich einige freie Augenblicke und die benutze ich auch gleich um Dir zu schreiben. Unsere Ostern fiehlen ja in diesem Jahre wieder zusammen (ich kann gar nicht mehr buchstabieren). Täglich waren Gratulationen, mein Mann wurde 3x von 100ten (nicht übertrieben) geküsst & ich gab ihnen Eier & sie küssten meine Hand — alle Herren vom Hof, Diener, Köche, Kutscher, Soldaten welche die Osternacht auf Wache standen, etc. — Der Gottesdienst in der Osternacht ist prachtvoll, aber das lange Stehen von 12-2 im russischen Kleide, mit Diadem & Schleier, sehr ermüdend; meine alten Beine waren fast ganz krumm geworden. — Die Sonne scheint ganz herrlich heute, aber dabei ist der Wind kühl & der Fluss noch zugefroren. — Ich freue mich unendlich für Dich, dass Du endlich Deine liebe Mutter bei Dir sehen wirst — sie muss Dich furchtbar vermisst haben. Schon bald ein Jahr, dass Du verheirathet bist. Weisst Du noch beim Abschied zu Hause auf der Treppe, sagte ich Dir noch, wer weiss, wie, wann & als was sehen wir uns wieder? — Ach, Liebling, ein kleiner Satz in Deinem Briefe hat mich ganz unbeschreiblich glücklich gestimmt da Du in demselben eine Hoffnung aussprichst. Mögest Du nur recht haben, & baldige Gewissheit. Ich konnte auch lange nicht glauben, ob es wirklich so sei, im vorigen Jahre, & wartete lange bis die sicheren Beweise & Zeichen kamen. Ich wäre selig für Dich. Ich fing schon an mich nach einer solchen Nachricht von Dir zu sehnen. Wenn man selbst alles durchgemacht hat, & nachher das grosse Glück geniesst, den Segen, ein eigenes Kindchen zu besitzen, so gönnt man einem Jeden dasselbe himmlische Gefühl. Darf ich erfahren wenn es gewiß ist — & ob November od Dez. — Nur wünsche ich Dir dann so gesund zu sein wie meine hiesige Schwägerin es war, die nicht einmal seekrank war & ich..... nun einfach qualvoll. — Baby ist zu süss in ihrem kurzen Kleidchen — sie ist recht gross & dick für ihr Alter. — Sie ist vor kurzem geimpft worden, & der kleine Arm sieht noch sehr arg aus — Fieber hat sie — Gott sei Dank, keines gehabt. — Alle meine Geschwister kommen im Mai nach Moskau. Mir graut vor den Festlichkeiten dort. —
Aber nun Addio.
Es küsst Dich
Deine treue Alte
English translation (my own):
St. Petersburg
April 8/March 27 1896
Darling Toni,
I have just received your dear letter, and it gave me the greatest joy to finally hear from you again. I finally have a few free moments and I shall use them to write to you. Our Easters coincide again this year (I cannot even spell anymore). Congratulations were daily, my husband was kissed 3x by 100s (not exaggerated) & I gave them eggs & they kissed my hand — all the gentlemen from the farm, servants, cooks, coachmen, soldiers who stood guard at Easter night, etc. — The service in the Easter Vigil is magnificent, but standing for a long time from 12-2 in Russian dress, with diadem & veil, very tiring; my old legs had become almost completely crooked. — The sun is shining beautifully today, but the wind is cool & the river is still frozen. — I am so happy for you that you will finally see your dear mother with you — she must have missed you terribly. Almost a year since you were married. Do you remember when I said goodbye on the stairs at home, who knows how, when & as what will we see each other again? — Oh, darling, one little sentence in your letter made me indescribably happy because you expressed one hope in it. May you only be right, & early certainty. For a long time I could not believe whether it was really like that last year, & waited a long time until the sure proofs & signs came. I would be happy for you. I was already beginning to long for such a message from you. When one has gone through everything oneself & afterwards enjoys the good fortune of having a little Child of one's own, one treats everyone to the same heavenly feeling. May I know when it is certain — and whether November or December — only I wish you then to be as healthy as my sister-in-law here was, who was not even seasick & I..... now simply painful. — Baby is too sweet in her short little dress — she is quite big & fat for her age. — She was recently vaccinated and her little arm still looks very bad — she has a fever — thank God she hasn't had any. — All my siblings are coming to Moscow in May. I dread the festivities there. —
But now Addio.
A kiss from
Your faithful Alte
Above: Alexandra with Olga.
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